....und 3.962 Meter darüber liegt immer ein Fußballplatz.“
Was zu Beginn nach einem weisen Zitat frei nach dem großen Poeten Marco Arnautović klingt, bringt unsere letzten drei Wochen in Mittelamerika doch ziemlich auf den Punkt.
Vermissten wir in Belize zu Beginn vor allem im Landesinneren doch irgendwie die Offenheit, Herzlichkeit und vor allem das abwechslungsreiche Essen Mexikos, so versöhnten wir uns auf der dem Festland vorgelagerten, autofreien und bei Taucherinnen und Tauchern beliebten Insel „Caye Caulker“ dann doch noch mit dem teureren und irgendwie unnahabren 400.000 EinwohnerInnen Land auf der Yucatan-Halbinsel.
Dem klarem und 28 Grad Celsius warmen Wasser sei Dank, durften wir uns drei Tage lang mit Riffhaien, Stachelrochen, Schildkröten und unzähligen Fischen das Karibische Meer in 30 Meter Tiefe teilen. Sogar ein Delphin begleitete uns einen Augenblick durch seine unbeschreiblich schöne Wasserwelt.
Dieser schöne Abschluss in Belize läutete dann den perfekten Zeitpunkt für unser nächstes Zentralamerika-Abenteuer ein: Guatemala.
Das flächenmäßig nicht sehr große, dafür mit 17 Millionen BewohnerInnen einwohnerreichste Land Zentralamerikas, zog uns von Beginn an in seinen Bann: Unglaublich gutes Essen zu unglaublich moderaten Preisen, eine faszinierende Landschaft mit beeindruckenden Aussichten und unfassbar schöne Menschen. Und hübsch sind diese Menschen obendrein auch noch.
Es fiel uns einfach, in dieses Land einzutauchen, vor allem weil uns jede einzelne Busfahrt (und wir hatten einige davon) ein vollkommen ungeschminktes und echtes Guatemala offenbarte:
Vom ersten Tag an benutzten wir hierzulande die öffentlichen Verkehrsmittel, sogenannte „Chicken-Busses“, welche in Form von ausrangierten und buntbemalten Schulbussen aus den Vereinigten Staaten daherkommen. Mit ihnen reist es sich nicht nur am billigsten, sondern auch am abenteuerlichsten. Fahrpläne gibt es keine, dafür schreien alle Fahrer ihr Endziel am Busterminal oder an der Haltestelle laut durcheinander. Jeder Fahrer (und wir haben leider bis jetzt noch keine einzige Frau einen Bus lenken gesehen) hat seinen Helfer dabei, der dabei behilflich ist, das Gepäck auf das Dach des Busses zu katapultieren und nebenbei auch für das Eintreiben des Geldes verantwortlich ist. Toiletten gibt es natürlich keine, dafür verhungert man Dank motivierter StraßenverkäuferInnen während der Fahrt definitiv nicht. Auch Medikamente, Hygieneartikel und alles fürs Mobiltelefon werden von den fliegenden HändlerInnen im Bus angeboten.  Selten konnten wir längere Strecken ohne Umsteigen bewältigen, was am Ende des Tages jedoch nie ein Problem war: wussten Fahrer oder Helfer unser Ziel, gaben sie uns Bescheid, wo wir umsteigen mussten und unser Gepäck war in der Regel schon vor uns im nächsten Bus. Und das alles ohne Wartezeiten.
So durchquerten wir das ganze Land von Nord nach Süd, statteten auch der Hauptstadt Guatemala City einen Besuch ab und fuhren durch den Dschungel Guatemalas steile Serpentinen bergauf und gefühlt noch steilere bergab. Und als wäre das nicht schon Abenteuer genug, drückten die Fahrer, unabhängig von Straßenverhältnissen, Gegenverkehr oder Schärfe der nächsten Kurve, richtig aufs Pedal. Waren wir damit beschäftigt, uns am Vordersitz festzuklammern um unseren Allerwertesten irgendwie am Sitz zu behalten, waren unsere guatemaltekischen Mitreisenden damit beschäftigt, zu schlafen, seelenruhig ein Buch zu lesen oder Handy zu spielen.
Eine dieser aufregenden Chicken-Bus Fahrten brachte uns - mehr durch Zufall - auch in die 90.000 Einwohner Stadt Cobàn. Eine Stadt die nicht unbedingt durch ihren Charme überzeugt, dafür mit einem sensationellen - für europäische Verhältnisse unvorstellbaren - Fußballstadion:
Estadio Verapaz José Angel Rossi: 15.000 Steh- und Sitzplätze, Heimstätte der Cobán Imperials und gelegen inmitten des Dschungels Guatemals. Das just an dem Tag als wir in Cobán ankamen das Heimspiel gegen den Erstplatzierten aus Guatemala City stattfand und das Ticket dafür umgerechnet gerade mal 5 Euro pro Person kostete, ließ uns nicht lange darüber nachdenken, in die Schlachtgesänge der Cobán Fans miteinzustimmen. In einem bei weitem nicht ausverkauften Stadion (Auswärtsfans sind aktuell nicht erlaubt) erlebten wir einen hitzigen und dynamischen Fußball wie es ihn sonst nur der Grazer AK zu spielen weiß. ;)
Kein Mittelfeldgeplänkel, den Zug immer nach vorne und dank der fehlenden Computertechnik keine Videoschiedsrichter, Torkameras oder sonstigen Schnickschnack. Endstand 2:0 für die Gastgeber. Schöner kann ein Fußballnachmittag nicht sein. Dieser Meinung waren letztendlich auch die zwei jungen Männer, die dafür verantwortlich waren, den richtigen Spielstand dem Publikum mittels überdimensionierter Nummernkarten anzuzeigen.
Nach diesem fulminanten Fußballerlebnis führte uns unser letzter Stop in Guatemala dann aber doch noch an unsere physischen und psychischen Grenzen. Und an dieser Stelle werden wir selbst beim Schreiben dieser Zeilen nochmals sehr demütig und vor allem unglaublich dankbar.
In Guatemala gibt es 33 Vulkane, von denen drei nach wie vor aktiv sind. Einer dieser aktiven Vulkane hat den (einfallslosen) Namen „Fuego“. Dank dem benachbarten, inaktiven und 3.976 Meter hohen Vulkan „Acatenango“, bekommt man in Guatemala die einmalige Möglichkeit, „Fuego“ aus allernächster Nähe bei seinen Ausbrüchen, die ca. alle 20 Minuten stattfinden, beobachten zu können.
Um an diesem Naturschauspiel teilnehmen zu dürfen, bedarf es einigem, vor allem aber einer ausreichenden Kondition. Startet man 2.300 Meter über dem Meeresspiegel mit einer rund vierstündigen und sieben Kilometer langen Wanderung bis zum Basiscamp (3.650 Meter), so ist man bei weitem noch nicht am eigentlichen Ziel angelangt. Um die Ausbrüche aus allernächster Nähe bestaunen zu können, ist eine weitere vierstündige Wanderung notwendig, die auf einen Vorsprung führt, wo man lediglich 300 Meter vom Krater des Fuegos entfernt ist.
Wäre das nicht schon ein Moment gewesen, den man mit nichts aufwiegen hätte können, so erwartete uns bei dieser zweitätigen Tour am nächsten Morgen noch ein weiteres Highlight:
Nach einer kältebedingt (im Basislager ohne Strom und fließend Wasser hatte es gerade mal +1 Grad) schlaflosen Nacht, ging es am nächsten Morgen um 04:30 Uhr vom Basislager weg nochmals eine Stunde durchgehend bergauf auf den Gipfel des Acatenangos um dort auf einer Höhe von 3.962 Meter den Sonnenaufgang inmitten aller Vulkane zu bestaunen.
Wir lieben Sonnenaufgänge am Meer. Wer jedoch einmal einen Sonnenaufgang hinter einem Vulkan auf knapp 4.000 Meter Höhe miterlebt hat, muss zugeben, dass dieser dem um nichts nachsteht. Wir sparen uns an dieser Stelle weitere Ausführungen und lassen dafür einfach unsere Bilder sprechen…
Um unsere Körper von den Strapazen zu erholen, aber auch um unsere Eindrücke verarbeiten zu können, genossen wir die letzten Tage in Guatemala noch am „Lago de Atitlan“. Ein 300 Meter tiefer (Krater)see der dank seiner unglaublich schönen und ruhigen Kulisse vor allem bei Yogis und Yoginis sehr beliebt ist. Zurecht wie wir finden.
Nach all diesen schönen und einmaligen Erlebnissen, geht es für uns heute weiter nach El Salvador, dem südlichen Nachbarland Guatemalas. Eine vierstündige Busfahrt inklusive einem sicher wieder sehr spannenden Grenzübertritt steht uns bevor. Vier Stunden in der wir die letzten Wochen nochmal Revue passieren lassen werden…und ihr hoffentlich mit dem Lesen unseres Beitrages fertig seid. ;)
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