Mit heutigem Datum sind wir exakt 300 Tage auf Reisen. Als wir am 18. Juni letzten Jahres mit unserem Pauli aufbrachen, hatten wir eigentlich nur wenige Pläne in unseren Taschen. Den europäischen Winter gegen den zentralamerikanischen Sommer zu tauschen, war allerdings fixer Bestandteil. Dass wir letztendlich vier Monate auf diesem wunderschönen Teil unserer Erde verbringen werden, darauf hätten wir uns jedoch nicht zu wetten getraut.
Warum wir uns hier in den letzten Wochen so rar gemacht haben, hatte einen Grund: wir waren ganz schön mit Leben beschäftigt. Und mit Affen und Faultieren.
Mit all den schönen Begegnungen aus Mexiko, Belize, Guatemala und El Salvador im Gepäck, machten wir uns von der honduranischen Karibikinsel Utila, wo wir noch einmal wunderschöne Tauchgänge erlebten, weiter auf in Richtung Süden, mit dem Ziel, irgendwann in Panama City anzukommen.
So führte uns die Reise zunächst nach Nicaragua, das flächenmäßig größte und durch mehrere Bürgerkriege gebeutelte Land der mittelamerikanischen Landbrücke verzauberte uns von Anfang an mit seiner unglaublich einfachen, aber dafür um so schöneren Art und Weise die Höhen und Tiefen des Lebens zuzulassen. Besonders die Kolonialstädte León und Granada mit ihren von den Kriegen zerstörten und immer noch nicht wiederaufgebauten Gebäuden erinnern daran, wohin die Herrschaft des Somoza-Clans führte und was jede und jeder Nica gern ein für alle Mal hinter sich lassen möchte. Ob der seit über 20 Jahren regierende Präsident Daniel Ortega, dessen Stellvertreter seine eigene Frau ist und deren sieben Kinder alle mit Regierungsposten versorgt wurden, dazu beiträgt, daran zweifeln vor allem die jungen Menschen in Nicaragua und suchen deshalb ihr Glück in den benachbarten Ländern oder den USA.
Managua, der Hauptstadt Nicaraguas statteten wir nur einen kurzen Besuch ab, verbrachten dann dafür aber eine längere Zeit auf der Insel Ometepe, auf der zwei Vulkane mitten in Zentralamerikas größtem See in den Himmel ragen. Mit einem geliehenen Moped erkundeten wir einen Großteil der Insel und erfreuten uns daran, in einem See zu schwimmen, der so groß ist, dass er nicht nur Wellen, sondern auch Flut und Ebbe kennt.
Da das Weiterreisen mit den öffentlichen Bussen in Zentralamerika zwar günstig (eine Nachtbusfahrt kostet pro Person umgerechnet 3 Euro) ist, allerdings aufgrund der mangelnden Autobahnen oder Schnellstraßen unglaublich viel Zeit in Anspruch nimmt, machten wir uns nach drei Wochen weiter auf in Richtung Costa Rica - und dort änderte sich für uns auch ein wenig das bisher einfache und günstige Leben Zentralamerikas.
Costa Rica glänzt, Costa Rica funktioniert und Costa Rica hat sich seinen Namen redlich verdient. Die „reiche Küste“ wird nicht umsonst die „Schweiz Mittelamerikas“ genannt. Unterkünfte kosten hier plötzlich das Dreifache, Busse fahren wieder nach Fahrplänen und will man die unglaublich beeindruckende Natur der Ticas und Ticos kennenlernen, muss man dafür tief in die Tasche greifen. Da unsere Taschen mehr dem Neusiedler See als dem Marianengraben gleichen, entschieden wir uns dafür, Costa Rica zwar unsere volle Aufmerksamkeit, nicht aber die längste Zeit in unseren vier Monaten zu schenken. Belohnt wurden wir vom Regenwald Monteverde im Norden bis zum Naturpark Cahuita an der südlichen Atlantikküste trotzdem mit einer unglaublichen Vielfalt an Pflanzen und Tieren, auch wenn man seinen Blick dafür definitiv schärfen muss. Dass die Flora und Fauna das höchste Gut Costa Ricas ist und dies auch so behandelt wird, merkt man vom ersten Tag an und lies uns auch wahnsinnig erstaunt zurück.
Nach zwei Wochen durch Costa Rica kamen wir unserem Endziel immer näher und sitzen mittlerweile nach einer Bootsfahrt am Panamakanal in Nueva Gorgona, 60 Kilometer südlich von Panama City am Pazifischen Ozean. Wir lassen die letzten vier Monate unserer Reise Revue passieren - soweit dies nach all diesen so besonderen und beeindruckenden Momenten überhaupt möglich ist - und machen uns darüber Gedanken, was uns zurück in Europa erwarten wird.
Ob wir Janosch recht geben können und Panama wirklich „ach so schön ist“, werden wir auf diesem Teil unserer Reise nicht mehr herausfinden. Das ist aber nicht schlimm, denn eines ist für uns nach diesen vier Monaten auch vollkommen klar: Panama ist der perfekte Abschluss für diese Reise. Panama ist aber auch der perfekte Anfang für das Kapitel „Südamerika“ und darauf haben wir nach diesen vier Monaten unglaubliche Lust bekommen.
In mittlerweile weniger als fünf Tagen geht es für uns von Panama City zurück nach Europa. Zurück in ein Europa, auf das wir uns freuen, auch wenn die Gefühle gemischte sind.
An dieser Stelle neigt sich Kapitel 2 von X unserer Reise dem Ende zu und wir freuen uns darauf, die nächste Seite unseres Pepe Pilzkopf Logbuchs aufzuschlagen…und uns darin zu verlieren.
¡Adiós por ahora! Wir lesen uns in Europa!
Back to Top