Begleitete uns in den ersten Wochen in Irland und Schottland doch eher schlechtes Wetter und viel Natur, so sollte sich dieses Blatt für die letzten Wochen in England doch nochmal wenden.
Auch England stellte sich von Beginn an als eher schwieriges Wildcamping-Land heraus. Öffentliche oder die von uns so geschätzten, an Tankstellen angeschlossenen Duschen gibt es nicht, Campingplätze rühmen sich nicht gerade mit low budget-freundlichen Preisen und das Befüllen oder Entleeren diverser Tanks stellte uns auch in England auf eine harte Probe.
So beschlossen wir, uns für die letzten drei Wochen dem zu widmen, wofür England auch bekannt ist und tauschten unsere Wander- gegen Fußballschuhe, um nach den vielen Kathedralen in Schottland in die vielleicht nicht sympathischere aber definitiv spannendere Religion auf der Insel einzutauchen: den Fußball.
Dass der Fußball in England seinen Ursprung hat und dieser deshalb einen Stellenwert wie sonst wohl nirgendwo anders auf der Welt genießt, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Anfield Road, Old Trafford, St. James Park, Etihad, Oakwell, White Heart Lane, Wembley, Emirates,… wir haben ihnen allen einen Besuch abgestattet - manchen nur von außen, manchen auch von innen - und waren immer wieder beeindruckt wie unverwechselbar die Stadien, ihre Teams und die Leidenschaft für den Fußball mit dem Leben in Englands Städten verbunden sind.
Baut man in Deutschland und Österreich Stadien gerne an Autobahnabfahrten oder Industrieviertel, so ist es in England vor allem die Lage, die diese Stadien so besonders machen. Inmitten von familienfreundlichen Wohnvierteln, wo schicke Autos vor der Einfahrt parken, der Union Jack gemeinsam mit der Fahne des Lieblingsvereins am Fahnenmast weht und sich kleine Läden aneinander reihen, fügen sich die Stadien in dieses Leben ein und das ohne dabei störend zu wirken. Riesige Parkplatzflächen sucht man vergebens und findet man maximal unter dem Stadion, denn am Spieltag wird zu Fuß oder mit den Öffis angereist. Sidefact am Rande: Die beiden Stadien der Londoner Erzrivalen Tottenham und Arsenal liegen Luftlinie gerade mal sechs Kilometer voneinander entfernt.
Dass die Fußballleidenschaft und auch Rivalität unter den Engländerinnen und Engländer keine Grenzen kennt und hier und da auch ins Absurde führen kann, erfuhren wir bei unserer „Free Walking Tour“ durch Manchester, wo uns unser Guide erklärte, dass er noch nie in seinem Leben in Liverpool war und dies in näherer Zukunft auch nicht in Betracht ziehe.
„Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen“. Mit diesem Zitat hat der berühmte englische Fußballspieler Gary Lineker nach dem WM-Aus der englischen Nationalmannschaft bei der WM 1990 in Italien gegen Deutschland Geschichte geschrieben.
Dass sich dieses Zitat nach wie vor immer wieder bewahrheitet und dem Wandel der Zeit entsprechend zum Glück mittlerweile auch auf 22 Frauen zutrifft, davon konnten wir uns nach all den Stadionbesuchen vergangene Woche noch beim Viertelfinale der Frauen Europameisterschaft live im ausverkauften Brentford Community Stadium überzeugen. Dass letztendlich auch diesmal wieder die Deutschen gewonnen haben, war schade, die tolle Stimmung im Stadion und die Erfahrung, dass Fußball, der von Frauen gespielt wird - vor allem live - dem der Männer um nichts nachsteht, überwogen dann aber doch mehr.
Neben all diesem Fußballwahnsinn, genossen wir dann natürlich auch noch die vielen anderen Highlights englischer Städte. Wie verliebten uns in die Docks von Liverpool, fühlten Manchester mit all seinen unglaublich vielen Bars und Cafes wie in einem Rausch und spätestens nach unseren letzten Tagen in London zwischen „South Bank Schischi“ und Camden-Buntheit verlassen wir Großbritannien dann doch mit einem schönen und dankbaren Gefühl. Wir werden wieder kommen - aber dann ohne Pauli.
Nach sieben Stunden auf der Fähre ließen wir heute den Linksverkehr hinter uns, sind gesund und munter in Rotterdam angekommen und freuen uns auf die nächsten Wochen an der Nordsee.
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