Wir schreiben den exakt 454ten Tag unserer Reise und ja, wir müssen zugeben, dass wir mittlerweile schon sehr müde sind und wir uns mit dem nach Hause kommen immer intensiver auseinandersetzen. Doch bis es soweit ist, gab es noch viel zu sehen, Konzerte zu erleben, Freundinnen und Freunde zu herzen und vor allem unserem doch sehr lieb gewonnen Berlin und den Menschen dort einen Besuch abzustatten.
Während uns auf der Insel vor allem die Fußballspiele immer wieder begleiteten, widmeten wir uns zurück auf dem Festland einer für uns mindestens genau so wichtigen Leidenschaft, nämlich der (Live)Musik. Vermissten wir im letzten Jahr auf unserer Reise pandemiebedingt doch immer wieder schöne Konzerte, egal welcher Größe, so hatten wir spätestens in Deutschland das Gefühl, dass gerade alles dafür getan wird, den Sommer 2022 zu einem einzigen Festival- und Konzertsommer werden zu lassen. Und das fühlte sich mehr als gut an.
Ausgehend von Rotterdam, wo wir am 26. Juli mit der Fähre ankamen, verbrachten wir eine gute Woche in den Niederlanden. Wir statteten der unglaublich entzückenden Stadt Utrecht einen Besuch ab und erfreuten uns gemeinsam mit Pauli daran, dass das Fortbewegen auf den niederländischen Straßen dann doch wieder um einiges entspannter vonstatten ging als in den letzten Wochen in Großbritannien.
Als wir im vergangenen Jahr auf den Weg zum Nordkap das erste Mal Nordseeluft schnuppern durften, war für uns ziemlich klar, dass wir dieses schöne Fleckchen Europas am Ende unserer Reise noch einmal besuchen werden. Dass sich dieses Wiedersehen wie aus heiterem Himmel mit dem dreitägigen „Watt en Schlick Festival“ in Dangast kreuzte, war allerdings nicht geplant. Wir müssen zugeben: Mit Mitte 30 sehnten wir uns nicht mehr danach, unser Zelt auf den entweder staubtrockenen oder durchgegatschten Getreidefeldern aufzustellen. Hat man aber seinen eigenen Schlafplatz auf vier Rädern dabei und findet ein Festival direkt am Strand der Nordsee statt, muss man nicht lange nachdenken um sich dafür zu entscheiden, vier Tage gemeinsam mit vielen tollen Menschen und noch viel tolleren Musikerinnen und Musikern zu verbringen. Wir lachten mit Olli Schulz, tanzten zu Thees Uhlmann, fühlten uns mit den Beatsteaks 20 Jahre zurückgeworfen und erfreuten uns daran, dass es der österreichische Exportschlager „Bilderbuch“ als Headliner bis an die Nordsee geschafft hatte.
Erschöpft und doch voller Freude ging es für uns nach dem Festival weiter nach Hamburg, wo wir uns eine Woche lang zwar nicht erholen, dafür aber Freunde aus Österreich in die Arme nehmen durften. Auf der Reeperbahn nachts um halb eins lauschten wir gemeinsam alten Seemannsklassikern von Albers, Quinn und Co aus den Jukeboxen der Raucherkneipen auf St. Pauli und obwohl sich mittlerweile auch in Hamburgs buntester Ecke der Tourismus die Oberhand gewinnt, ist es doch immer wieder schön, Deutschlands größter Hansestadt einen Besuch abzustatten. Ist man schon mal vor Ort, ist ein Besuch des Millerntorstadions natürlich Pflicht, die Kür war dieses Mal aber dann doch der magische Nachmittag im Harry Potter Theater.
Ist man mal in Hamburg, ist es bis nach Berlin nicht mehr weit. Und jeder, der uns kennt, weiß, dass Berlin für uns mittlerweile zu einem zweiten Zuhause geworden ist. Und nachdem nach fast 16 Monaten auf Reisen das mit dem nach Hause kommen gut vorbereitet werden muss, haben wir eigentlich schon vor über 1,5 Jahren damit begonnen. Damals nämlich, als unsere Reise noch in den Kinderschuhen steckte, besorgten wir uns bereits Konzerttickets für die beiden wahrscheinlich ältesten Deutsch-Punk-Bands, die man aktuell noch live erleben kann. Und ja, ihr habt richtig kombiniert, letztendlich war uns damals schon klar, dass wir bestimmt länger als ein Jahr unterwegs sein werden. ;)
Zwei Wochenenden hintereinander verbrachten wir tanzend und in Erinnerungen schwelgend am Tempelhofer Feld, dem zu einer „grünen Oase“ umfunktionierten ehemaligen Flughafengelände mit den Altherren von den „Ärzten“ und den „Toten Hosen“ und erlebten dort zwei akustisch schlechte, aber dafür ehrliche Konzerte mit dem robotenden Alex, dem arbeitslosen Sascha, dem Schäferhund von Claudia, Paul dem Bademeister und vielen mehr.
Wir genossen die Zeit in Berlin, statteten dem Tag der offenen Tür im Bundestag noch einen Besuch ab und entschieden uns vor zwei Wochen dann schweren Herzens die letzten Kilometer, bevor unsere Reise zu Ende geht, in Angriff zu nehmen. Die riesige Statue in Karl-Marx-Stadt, seit 1990 Chemnitz, nahmen wir am Weg dort hin selbstverständlich auch noch mit.
So sitzen wir jetzt in Kroatien auf einem feinen Campingplatz, wo wir uns wohlfühlen und lassen hier die letzten Wochen unserer Reise ausklingen. So sehr wir das Wildcampen in den letzten 16 Monaten genossen haben, so sehr genießen wir nun auch die Vorteile, Duschen, Toiletten und Warmwasser allzeit in greifbarer Nähe zu haben. Und weil wir nicht fast täglich mit Routenplanung und Stellplatzsuche beschäftigt sind, haben wir auch viel Zeit über künftige Abenteuer nachzudenken. :)
Wir grüßen euch aus Umag - so ausführlich wahrscheinlich das letzte Mal auf dieser Reise.
Daniela & Armin