…behauptete einst die „Beste bÄnd der Welt“ rund um Farin Urlaub in ihrer im Jahr 2003 erschienenen Liebesklärung mit dem Titel „Jäg Alskar Sverige“ an das einwohnerreichste Land Skandinaviens. In einer weiteren Zeile hieß es: „ach, könnt’ nicht jedes Land wie Schweden sein“.

Ob wir Ersteres so in Stein meißeln, können wir (noch) nicht beurteilen. Ob jedoch nicht jedes Land ein bisschen so wie Schweden sein sollte, dem können wir einiges abgewinnen - und das hat Gründe, die wir in den letzten Wochen am eigenen Leib erfahren durften:

In Schweden hat man das im ganzen Land gern gegessene Knäckebrot in zwei Seiten aufgeteilt: Eine Werktags- und eine Sonntagsseite: Die Sonntagsseite verdankt ihren Namen den tiefen Löchern - einfach weil da mehr Butter darauf Platz findet. Wird in die andere, eher flache Seite gebissen, kracht es auf der Werktagsseite zwischen den Zähnen, wo einfach weniger Butter haften bleibt (Notiz am Rande: Daniela bevorzugt auch unter der Woche die Sonntagsseite ;).

Große Sportarten, die es heuer leider nicht nach Toyko und in drei Jahren wohl auch nicht nach Paris schaffen werden, haben in Schweden dennoch hohes Ansehen: Kein noch so kleiner Ort, kein noch so kleines Hafenstädtchen kommt ohne seinen Boccia- und Minigolfbahnen aus.

Bewegt man sich auf Schwedens zweispurigen Autobahnen - und diese dienen oft als einzige, vernünftige Verbindungsstraße zwischen den größeren Städten - sucht man dank einer festgelegten Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h vergebens nach Dränglern oder Bleifüßlern.
Ob diese Höchstgeschwindigkeit eingehalten wird, misst man gelegentlich mit stationären Radargeräten auf die man jedoch 100 Meter zuvor mittels Warnschild hingewiesen wird. Polizistinnen und Polizisten sucht man auf schwedischen Straßen vergebens - vermisst sie allerdings auch nicht.

Spaziert man außerhalb der Städte durch Parks, Wohnstraßen oder durch einen der vielen kleinen Häfen entlang des Bottnischen Meerbusens ist ein gegenseitiges „Hej“, kombiniert mit einem nur selten aufgesetzt wirkenden Lächeln Pflicht und man erwischt sich schnell selbst dabei, dass man diese Art von Höflichkeit liebend gern in seinen Alltag aufnimmt.

Die 30 Stunden Woche ist auch in Schweden (noch) nicht mehr als ein Diskussionspapier. Bezahlte Mittagspausen und von Unternehmen übernommene Jahresabos fürs Fitnessstudio ums Eck stehen insbesondere bei Bürojobs in Schweden jedoch bereits auf der Tagesordnung.

Und dann wäre da noch das eigentliche Highlight, das uns jeden Tag (und diese Tage dauern für uns aktuell von 4 Uhr morgens bis 10 Uhr abends) vor Augen geführt wird: die schier endlose Weite und unfassbar schöne Natur, die auf eine ganz besondere Art und Weise für so viel Ruhe und Gelassenheit sorgt.

Bei einer Einwohnerzahl von 10 Millionen Menschen, verteilt auf einer Fläche, die so groß ist wie Deutschland und Österreich zusammen, dauert es nicht lange bis man sich selbst dabei beobachten kann, wie das eigene Gemüt von Tag zu Tag einen Gang hinunter schaltet. Ist uns das in Dänemark schon gut gelungen, setzt Schweden hier einfach ganz normal noch eines drauf.

Müssten wir Schweden mit einem Wort beschreiben, müssten wir dafür nicht tief in unserer Emotionenkiste wühlen: Schweden fühlt sich lieb an. Und ja lieber Farin Urlaub, wir geben dir recht: vielleicht würde es aktuell gerade vielen Ländern gut tun, einfach „nur“ lieb zu sein.

Unsere Reise führte uns nach einem dreitägigen Besuch in Schwedens zweitgrößter Stadt Göteburg östlich nach Askersund. Über die von der Nordischen Kombination bekannte Stadt Falun schlengeln wir uns nun seit einer Woche dem finnischen Meerbusen entlang weiter hoch Richtung Norden, vorbei an Umeå und Luleå, um in den nächsten Tagen die Grenze zu Finnland zu überqueren.

Laut unseren Tagebüchern sind wir heute den 54. Tag am Stück unterwegs und können es oft noch immer nicht ganz fassen, was uns hier gerade ermöglicht wird. Dankbar sind wir dafür jeden Tag aufs Neue.

Wir haben diesmal bewusst entschieden auf „Menschen-Fotos“ zu verzichten, weil wir finden, dass Schwedens unglaublich schöne Landschaft die volle Aufmerksamkeit verdient hat.

Wir schicken euch eine große Portion schwedische Zufriedenheit und hoffen, ihr habt alle auch einen schönen Sommer. Falls nicht, macht es wie die Schweden: streicht einfach dick Butter auf die Sonntagsseite eures Knäckebrots. :)

Hej Hej
Armin & Daniela
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