Auch wenn sich die Musikkapelle „Bilderbuch“ in ihrem 2017er Hit „Bungalow“ wohl nicht die Limousine der ehemaligen Sowjetunion leihen wollte, hier in der Ukraine gibt es „Lada“ in allen Farben und Formen. Schrottplatzreif oder aber auch noch ganz gut in Schuss. Würden wir hier leben, hätten wir mit Sicherheit auch einen, so wie gefühlt jeder und jede fünfte UkrainerIn.
Mit einem Lada lassen sich die „Straßen“, die teilweise aus mehr Schlaglöchern als durchgehendem Asphalt bestehen, auch sicher leichter bewältigen als mit unserem drei Meter hohen und drei Tonnen schweren Pauli. Doch auch für kaum befahrbare Asphaltpisten gibt es eine äußerst praktikable Lösung: es wird einfach rechts oder links der eigentlichen Straße eine neue Spur eröffnet: ohne Asphalt und nur in eine Richtung, dafür immerhin ohne diese fiesen Schlaglöcher!
Aber wie sind wir überhaupt in die Ukraine gekommen: nach unserem Sommer in Skandinavien durchquerten wir das Baltikum. Da es leider schon empfindlich kalt wurde, mussten wir uns ein bisschen sputen gen Süden zu kommen, weswegen wir in jedem Land nur kurz anklopften. Nach einer weiteren Woche in bzw. durch Polen reisten wir in die Ukraine ein und waren somit auch das erste Mal mit einem richtigen Grenzübergang konfrontiert und mussten uns fürs erste auch aus der Europäischen Union verabschieden. An diesem Grenzübergang wurde dann doch alles ein bisschen genauer kontrolliert, aber nach einer guten Stunde waren wir auch durch, im Gegensatz zu den Lastwägen, denen an diesem Tag die übliche Wartezeit von ca. 30 (!) Stunden bevorstand.
Bevor wir ausgiebig in die Ukraine eintauchen konnten, machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Zypern - eine letzte Woche Sommer und Sonne tanken, das war wichtig und tat richtig gut. Pauli war inzwischen in einer ukrainischen Mercedeswerkstatt gut aufgehoben.
Zurück in der Ukraine stellten wir schon in Lviv fest, dass hier eine ganz spezielle Atmosphäre herrscht, die uns sofort in ihren Bann gezogen hat. Ein bisschen wie Wien oder Italien, nur mit weniger Westen und dafür mehr Osten. Moderne Wohnsiedlungen treffen auf post-sowjetische Plattenbauten, schöne Frauen mit noch „schöneren“ Plastiknägeln treffen auf Männer in Jogginghosen und der Unterschied zwischen arm und reich ist deutlich sichtbarer als in jedem bisherigen Land unserer Reise. Dasselbe Bild zeigte sich uns in Kiew und auch Odessa.
Am Land bereiten sich die Menschen mittlerweile intensiv auf den nahenden Winter vor: es wird alles geerntet und winterfest gemacht. Was man selbst nicht benötigt, wird direkt vor der Haustür verkauft. An einem Markt vor einer Dorfkirche kauften wir Käse, vier Paar Socken und Tomaten um umgerechnet vier Euro!
Auch wenn die Verständigung teils schwierig war, erlebten wir Unmengen an Herzlichkeit, bekamen ohne Zögern überall Wasser für unseren Tank umsonst und der Strom wurde uns aus Privathäusern direkt zu Pauli verlegt.
Heute haben wir die Grenze nach Rumänien auf der Fähre über die Donau passiert - auch hier nahm es der Grenzbeamte wieder sehr genau und sah sogar unter dem Leintuch und im Kleingeldfach der Geldbörse nach ;).
Wir haben uns dazu entschlossen, die Herzlichkeit aus der Ukraine weiter zu tragen. Die vielen Hunde und Katzen die sicher auch gern mit uns mitgefahren wären, durften aber nicht mit. ;)
Herzlich-herbstliche Grüße aus dem schönen Donaudelta
Daniela & Armin