Wenn man mit dem Bus über den Balkan fährt, wird einem sehr schnell klar, welch große Rolle die Donau in diesem Teil Europas eigentlich spielt. War sie für uns nicht nur zwei Mal der Fluß über den wir Ländergrenzen überquerten (Ukraine - Rumänien, Rumänien - Bulgarien) so war sie letztendlich auch dafür verantwortlich, dass wir auf unserer Reise ein weiteres großes Highlight erleben durften:
Der 70.000 Einwohner Stadt Tulcea im Nordosten Rumäniens müsste man auf den ersten Blick keine große Aufmerksamkeit schenken. In die Jahre gekommene Kommunismus-Bauten, eine dicke Hauptstraße, in der Menschen mit lauten Autos versuchen Defizite zu kompensieren, und ein Bootshafen, der gefühlt nicht nur aufgrund der Nebensaison und der andauernden Pandemie schon lang keine Seemänner- und Frauen mehr verabschiedet hat. Doch Tulcea hat die Donau und die macht hier so ziemlich alles richtig. Befindet sich hier nicht nur das offizielle Ende ihres 2.850 Kilometer langen Radweges, so lädt sie in Tulcea auch dazu ein, auf eines der kleinen Boote zu steigen und in das zwei Stunden entfernte und nur mehr per Boot erreichbare Sulina zu reisen.
Sulina: Das Dorf, wo die Donau nach ihrer langen Reise durch zehn Länder vom Schwarzen Meer geschluckt wird und man das Gefühl hat, dass sie sich das auch redlich verdient hat.
Dieses Naturschauspiel konnten wir vom Dach der letzten Wetterstation an der Donau erleben - an dieser Stelle nochmals ein großes DANKE an den wohl liebsten alten Mann Sulinas für diese Möglichkeit. Begleitet von riesigen Containerschiffen, die aufs offene Meer zusteuerten, kam ein weiteres Mal auf unserer Reise das Gefühl von Demut in uns auf, das alles erleben zu dürfen.
Unterstrichen wurde dieser besondere Tag dann noch durch das Kennenlernen der wohl einzigen andere Touristen in Sulina. Bei Palinka-Schnaps und Usus-Bier lernten wir Alina und Maik aus Leipzig kennen und verstanden uns auf Anhieb so gut, dass nur einige Tage später das nächste Wiedersehen in Konstanta folgte.
Von Konstanta führte uns unsere Reise zurück ins Landesinnere Rumäniens, um natürlich auch der Hauptstadt einen Besuch abzustatten.
Nach rund zwei Wochen in Rumänien zog es uns dann aber doch weiter Richtung Süden - nicht zuletzt aufgrund der immer schneller sinkenden nächtlichen Temperaturen. Bulgarien empfing uns mit nicht wirklich wärmen Temperaturen, dafür mit 40 Grad heißen Quellen, die uns das Leben neben den wunderschön herzlichen Menschen, denen wir begegneten, sehr versüßten.
Bulgarien hat nach Island die meisten Thermalquellen Europas und weil Bulgarien einfach weiß wie’s geht, kann man diese Thermalquellen kostenlos nutzen. Man findet sie in Dörfern aber auch in größeren Städten am Meer. Wer hier Wellness á la Blumau erwartet, wird enttäuscht. Wer jedoch in das echte bulgarische Leben mit seiner schönen Natur und noch schöneren Menschen eintauchen will, der wird hier reichlich belohnt und ist spätestens dann in Bulgarien angekommen.
Mit einer gewissen Portion Wehmut verließen wir vor gut einer Woche Bulgarien und sitzen mittlerweile in Griechenlands zweitgrößter Stadt Thessaloniki am Ägäischem Meer und fühlen irgendwie das, worüber das „erste S“ der drei Austro Pop Größen STS in seinem vielleicht nicht besten, aber durchaus wahrheitsgetreuen Lied „Herbst auf der Insel“ erzählt.
Straßenhunde- und Katzen haben mittlerweile die Herrschaft auf den griechischen Straßen an sich gerissen und wir fühlen uns besonders außerhalb der Stadt als herzlich willkommene Fremde, die gerne bleiben dürfen so lange sie wollen.
Für uns brechen nun die vorerst letzten Tage in Europa an aber dazu dann mehr am 12. Dezember…
Bis dahin - fühlt euch geherzt!
Ta Kalytera
Daniela und Armin